Ein Sandsack wird übergeben. Feuerwehren und Einwohner errichten einen Sandsackwall als Hochwasserschutz entlang des Flusses Helme., © Heiko Rebsch/dpa
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Deichöffnung an Helme vertieft: Erneute Hochwassergefahr

01.01.2024

Nach einer Beruhigung der Lage am Fluss Helme in Nordthüringen droht in den kommenden Tagen im Thüringer Wald und im Südharz erneut Hochwassergefahr. Ergiebiger Dauerregen könnte zwischen Dienstag und Donnerstag in den Kreisen Hildburghausen, Nordhausen, Saalfeld-Rudolstadt, Schmalkalden-Meiningen, Sonneberg, dem Ilm-Kreis und der Stadt Suhl fallen, prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag. Der Wasserstand von Bächen und Flüssen könnte schnell steigen. Überflutungen von Straßen und Erdrutsche seien möglich.

Bahnstrecke zeitweise gesperrt

Damit richtet sich der Blick erneut auf die Stabilität ohnehin nasser Dämme und Deiche an den Flussläufen. Dabei hatte sich erst am Neujahrstag durch die Vertiefung eines Deichdurchbruchs die Hochwasserlage am Fluss Helme im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt zumindest etwas entschärft. Trotzdem musste die Bahnstrecke zwischen Sangerhausen in Sachsen-Anhalt und Artern in Thüringen zeitweise gesperrt worden. Grund dafür war der Einsatz eines Baggers am Bahndamm bei Oberröblingen, um dort den Deich zu sichern, teilte der Landkreis Mansfeld-Südharz mit. Die Bahn richtete auf der Strecke Schienenersatzverkehr ein.

Helme-Pegel etwas niedriger durch Deichöffnung

Der Pegelstand der Helme sei von Sonntag zu Montag um 16 Zentimeter gesunken, sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Sondershausen. Er lag am Montag bei 2,92 Metern, aber immer noch vergleichsweise hoch. Vertieft worden sei ein in den vergangenen Tagen mehrfach auf insgesamt 45 Metern Breite vergrößerter Deichdurchbruch bei der Ortschaft Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis.

Ein Teil des Hochwassers der Helme wird damit weiterhin auf landwirtschaftliche Flächen geleitet im sogenannten Alten Rieth. «Es war die richtige Entscheidung zusammen mit Fachleuten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt, den Deichdurchbruch zu vertiefen. So ist Schlimmeres für die Gemeinden Mönchpfiffel-Nikolausrieth sowie Heygendorf verhindert worden», erklärte die Landrätin des Kyffhäuserkreises, Antje Hochwind-Schneider (SPD), nach Angaben ihrer Verwaltung.

Viel Wasser im Stausee Kelbra

Nach den Angaben des Landratsamtes wird weiterhin viel Wasser aus dem Stausee Kelbra in Sachsen-Anhalt in die Helme abgelassen. Das sei nötig, um wieder Stauraum angesichts der angekündigten Regenfälle zu gewinnen.

Laut Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz in Jena hatte am Montag der Wasserstand an allen Hochwassermeldepegeln den Richtwert für den Meldebeginn unterschritten. Eine Ausnahme war der Pegel Hinternah in Hildburghausen. Die fallende Tendenz werde nach den Wetterprognosen jedoch nur bis Dienstagmittag anhalten.

Dauerregen und Schnee in den Bergen

Im Südharz und Thüringer Wald könnten innerhalb von 48 Stunden 40 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, in Staulagen bis zu 80 Liter. Oberhalb von 600 Metern sei Schneefall möglich. Besonders betroffen seien erneut die Einzugsgebiete im Bereich von oberer Werra und oberer Saale, die obere Unstrut sowie Bere und Zorge am Harzrand. Es könnten örtlich die Hochwasser-Meldestufen 1 oder 2 erreicht werden, so das Landesamt.

Wegen des gestiegenen Grundwasserspiegels konnte ein Teil der Menschen in Mönchpfiffel-Nikolausrieth Bäder und Sanitärräume in ihren Häusern nicht nutzen. Ihnen sei ein Sanitärcontainer zur Verfügung gestellt worden. Der kleine Ort hat rund 300 Einwohner. Wieder hergestellt wurde am Wochenende ein Schutzwall bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth, aus dem auf einer Länge von etwa 40 Metern Sandsäcke verschwunden waren. Auf 20 Metern war der Schutzwall vollständig abgetragen worden, so das Landratsamt des Kyffhäuerkreises. Es stellte laut Sprecher Strafanzeige. Ob es sich um Diebstahl handelte, müssten die Ermittlungen ergeben, sagte er.

Im benachbarten Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt war am Wochenende der Katastrophenfall ausgerufen worden - vor allem wegen der langen Dauer der Hochwasserabwehr.

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