Corona-Schnelltests mit positivem (l) und negativem Ergebnis liegen auf einem Tisch., © Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
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Defizite bei Rückkehr von Long-Covid-Patienten in Job

24.11.2023

Bei der Rückkehr von Long Covid-Patienten in das Berufsleben gibt es nach Ansicht von Fachleuten große Defizite. Viele von Long Covid oder Post Covid Betroffene seien im arbeitsfähigen Alter oder in der Berufsausbildung, sagte die Ärztin Claudia Ellert von der Betroffeneninitiative Long Covid Deutschland am Freitag zum Auftakt eines Kongresses in Jena. Die nach langer Krankheit mögliche betriebliche Wiedereingliederung werde bei ihnen jedoch vielfach nicht praktiziert. Dass auch mangels ausreichender Unterstützung bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz häufig die Erwerbsunfähigkeit drohe, sei «ein riesiges Problem».

Auf dem Kongress von Ärzte- und Ärztinnenverband Long Covid und Universitätsklinikum Jena diskutieren seit Freitag Ärzte, Wissenschaftler und Betroffene neue Forschungsergebnisse zu den Mechanismen von Long Covid und über Therapieansätze. Ein Schwerpunkt ist die Teilhabe der Betroffenen am Arbeitsleben.

Unter Langzeitfolgen einer Corona-Infektion leiden nach Einschätzung der Experten zwischen einem und sieben Prozent der Infizierten. Dazu gehören chronische Erschöpfung, erhebliche Konzentrationsstörungen oder hartnäckige Atembeschwerden. Bei Long Covid dauern sie länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion an, bei der Unterform Post Covid länger als zwölf Wochen. Mit der Erschöpfungserkrankung ME/CFS nach einer Corona-Infektion kämpfen nach einer kürzlich veröffentlichen Studie des Uniklinikums Jena viele Patienten sogar länger als ein Jahr. Nach der Studie mit 1022 Erkrankten war das bei einem Fünftel der Betroffenen der Fall.

«Die allermeisten Patienten wollen zurück in den Beruf», sagte Kongressleiter Andreas Stallmach, der das Long-Covid-Zentrum am Universitätsklinikum Jena leitet. Sie dabei besser zu unterstützen, sei auch im gesellschaftlichen Interesse, sagte er. «Überall werden Fachkräfte gesucht.» Aus Sicht von Stallmach sollten Fördergelder für die Long Covid-Forschung auch für Vorhaben eingesetzt werden, die Betroffenen mehr Teilhabe im Arbeitsleben ermöglichen.

Die Deutsche Rentenversicherung hat nach Angaben einer Sprecherin im vergangenen Jahr Erwerbsminderungsrenten für 1000 Post Covid-Patienten bewilligt. Viele Anträge hingen allerdings noch «in der Schwebe», sagte Ellert von der Betroffeneninitiative. Andererseits hätten manche Patienten, die wegen der Schwere ihrer Erkrankung ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen könnten, auch mit Stigmatisierung zu kämpfen, so Stallmach. Teils glaubten ihnen sogar Ärzte, die für den Rentenantrag die gesundheitliche Situation beurteilen müssten, ihr Leiden nicht.

Ellert zufolge fehlt es in Deutschland weiterhin an einem flächendeckenden Angebot an Schwerpunkt-Behandlungszentren und Rehabilitationskliniken für die Betroffenen. Sie forderte zudem einheitliche Qualitätskriterien für Post Covid-Ambulanzen. «Manche sind eine Blackbox, da wissen Sie nicht, was drin ist.»

Für den zweitägigen Präsenz- und Online-Kongress in Jena haben sich nach Angaben der Organisatoren 2300 Teilnehmende angemeldet.

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