"Schott" steht an der Fassade des Gebäudes auf dem Gelände eines Produktionsstandortes der Schott AG., © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
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Corona beschert Glasproduzent Schott kräftiges Wachstum

19.01.2022

Das Geschäft beim Spezialglashersteller Schott brummt: Das in Jena gegründete Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesteigert und damit die eigenen Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 35 Prozent auf 390 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Der Konzernjahresüberschuss stieg um 45 Prozent auf 289 Millionen Euro. Treiber dieser positiven Entwicklung sei insbesondere das starke Geschäft im Bereich Hausgeräte gewesen, hieß es. Auch die Produkte für die Pharmaindustrie hätten ihren Teil dazu beigetragen.

Schott hat seinen Hauptsitz in Mainz, am Gründungsort in Jena werden nach Unternehmensangaben aktuell rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Das Thüringer Schott-Werk produziert vor allem Brandschutzglas, Displayglas beispielsweise für Handys sowie ein Glassubstrat unter anderem für DNA-Untersuchungen. Der Ursprung des Unternehmens geht auf Otto Schott 1884 in Jena zurück.

Die Zahl der Mitarbeiter innerhalb des Konzerns stieg weltweit im vergangenen Geschäftsjahr um knapp 1000 oder fünf Prozent auf 17.300. Davon sind rund 6000 an den verschiedenen Standorten in Deutschland beschäftigt.

Der Boom im Geschäft mit Haushaltsgeräten hat das Unternehmen «in gewisser Weise» selbst überrascht, wie Vorstandschef Frank Heinricht berichtete. Hier habe sicherlich der Rückzug in die eigenen vier Wände eine wichtige Rolle gespielt: Viele Menschen hätten das Geld, das sie wegen der Corona-Pandemie nicht fürs Reisen ausgeben konnten oder wollten, in neue Küchen oder Haushaltsgeräte gesteckt. Schott stellt die unter dem Markennamen Ceran bekannten Glaskeramik-Kochflächen sowie Flachgläser für Backöfen und Mikrowellengeräte her.

Auch in einem anderen Bereich hat Corona das Geschäft gesteigert: So stellte das Unternehmen Fläschchen für insgesamt fünf Milliarden Impfdosen her. Für die nächste Generation von mRNA-Impfstoffen wie diejenigen von Biontech/Pfizer und Moderna entwickelt Schott vorfüllbare Einwegspritzen aus Kunststoff. Die sollen besser als Glas für die sehr tiefen Temperaturen geeignet sein, bei denen das Vakzin abgefüllt werden muss. Bisher wurde der Impfstoff üblicherweise von Fläschchen in Kanülen umgefüllt.

«Wir haben Verträge mit allen namhaften Impfstoffherstellern», sagte Heinricht. Unabhängig von der Pandemie hätten Pharmaunternehmen vorfüllbare Spritzen oder vorsterilisierte beziehungsweise beschichtete Fläschchen bei Schott nachgefragt.

Die steigende Nachfrage nach Premium-Smartphones trug laut Schott ebenfalls zum Wachstum bei. Das Unternehmen bietet Handyherstellern dafür «extrem bruchfestes und ultraflexibles» Spezialglas an. Zukünftige Marktchancen erhofft sich Schott auch von Spezialglas, das als Material für Computerchips eingesetzt und mehr Rechenpower für Hochleistungsanwendungen ermöglichen soll.

Im aktuellen Geschäftsjahr (Beginn 1. Oktober) peilt das Unternehmen ein Wachstum von drei bis fünf Prozent an. Die Investitionen sollen um weitere 30 Prozent auf die Rekordsumme von 450 Millionen Euro steigen. Etwas getrübt wird der Ausblick laut Schott durch steigende Kosten für Energie und Rohstoffe. Eine Knappheit bei den beiden wichtigsten Rohstoffen Lithium und Bor sei aber nicht zu befürchten, da es langfristige Lieferverträge gebe, sagte Finanzvorstand Jens Schulte.

Die Schott AG gehört zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Heidenheim und im thüringischen Jena. Im Tochterunternehmen im Jena wird hitzebeständiges Glas für verschiedene Einsatzzwecke hergestellt.

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