«Burghauptmann» in Genderzeiten: Titel einmalig
Die Leiterin der Wartburg bei Eisenach, Franziska Nentwig, hat mit ihrer offiziellen Amtsbezeichnung «Burghauptmann» in Zeiten der gendergerechten Sprache keine Probleme. Diese Bezeichnung sei einmalig in Deutschland, sagte Nentwig der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist eine Besonderheit der Wartburg, es gibt sonst keinen Burghauptmann in Deutschland.» Der Titel ist in der Satzung der Wartburg-Stiftung festgeschrieben. Für Nentwig, die ihr Amt vor einem halben Jahr antrat, hat sich die Bezeichnung «Frau Burghauptmann» eingebürgert. Auf diese Kombination wird Nentwig nach eigener Aussage oft angesprochen. «Ich finde das eine spannende Diskussion.»
Im Kampf gegen die Benachteiligung von Frauen spiele auch die Sprache eine Rolle, sagte sie. Nicht alle Begriffe ließen sich allerdings problemlos durch eine weibliche Form ergänzen. Dies zeige beispielsweise die Debatte über Dienstgradbezeichnungen der Bundeswehr. «Dort heißt es auch Hauptmann und nicht Hauptmännin.» Nentwig schloss nicht aus, dass sich auch die Wartburg-Stiftung früher oder später mit dem Thema beschäftigen könne. «Ich bin neugierig, wie sich das entwickelt.»
Die zum Unesco-Welterbe gehörende Wartburg ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Thüringens. Sie war Wohn- und Wirkungsstätte der Heiligen Elisabeth, Exilort des Kirchenreformators Martin Luther, der hier vor 500 Jahren das Neue Testament der Bibel vom Griechischen ins Deutsche übersetzte, und Schauplatz des Wartburgfests 1817, bei dem sich Studenten für einen einheitlichen und demokratischen deutschen Nationalstaat einsetzten. Die 1922 gegründete Wartburg-Stiftung hat die Aufgabe, das Denkmal und seine Sammlungen zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
© dpa-infocom, dpa:220102-99-563978/2
Links