Bulgarische Botschafterin dankt Einsatzkräften nach Brand
Die Botschafterin Bulgariens in Deutschland, Elena Radkova Shekerletova, hat nach der Brandtragödie mit vier Toten im thüringischen Apolda Einsatzkräften und Stadtverwaltung für ihr Engagement gedankt. Dass Feuerwehren, Rettungskräfte und Stadt so schnell reagiert hätten, habe das Leben weiterer Menschen gerettet, sagte die Botschafterin am Mittwoch bei einem Besuch in Apolda. «Die Leute wissen das zu schätzen.» Die Diplomatin hatte vor einem Treffen mit Vertretern von Stadt und Einsatzkräften mit etwa 20 bulgarischen Landsleuten gesprochen, die in dem vom Brand weitgehend zerstörten Haus gelebt hatten.
Bei dem Feuerinferno war am frühen Sonntagmorgen ein 53-jähriger Mann bulgarischer Herkunft ums Leben gekommen, der sich mit einem Sprung aus dem Gebäude zu retten versucht hatte. Drei weitere in der Brandruine entdeckte Tote sind bislang nicht identifiziert, die rechtsmedizinischen Untersuchungen dauern laut Staatsanwaltschaft Erfurt noch an. Nach Angaben eines Sprechers werden drei Menschen aus einer Dachgeschosswohnung vermisst. Laut Botschafterin soll es sich um Mitglieder einer neu in das Haus gezogenen bulgarischen Familie handeln, die noch nicht offiziell bei den Behörden gemeldet waren.
Das Haus sei nunmehr vollständig kontrolliert, sagte der Apoldaer Stadtbrandmeister Ingo Knobbe am Mittwoch. «Wir können sagen, dass niemand mehr als Opfer zu beklagen ist.» Feuerwehrleute und Ermittler hatten in dem Brandschutt noch weitere Opfer befürchtet. Bei dem Brand waren knapp zwei Dutzend Menschen teils schwer verletzt worden, darunter auch zwei Feuerwehrleute.
Shekerletova schilderte, wie sehr die Überlebenden der Tragödie unter dem Erlebten litten. Besonders die Kinder seien traumatisiert und benötigten dringend psychologische Unterstützung. Viele der Überlebenden sprächen kaum Deutsch, «deshalb sind sie auch nicht besonders gut informiert, was zurzeit geschieht». Drängendste Frage für sie sei die Freigabe der noch nicht offiziell identifizierten Opfer, um deren sterbliche Überreste in Bulgarien beisetzen zu können. «Die meisten sind orientierungslos, wie es weitergeht.»
Die Einsatzkräfte hatten in einer dramatischen Aktion rund 30 Menschen aus dem lichterloh brennenden Haus gerettet, darunter viele Kinder. Jüngstes war nach Angaben der Botschafterin ein 25 Tage altes Baby. Nach Angaben von Apoldas Bürgermeister Rüdiger Eisenbrandt (Freie Wähler) haben zwei Familien, die durch den Großbrand ihre Wohnung verloren hatten, bereits neue Mietverträge unterschrieben. Bei fünf Familien liefen noch Absprachen. Für weitere zwei Familien sei es schwierig, eine ausreichend große Wohnung zu finden. Die Stadt hat ein Spendenkonto für die Brandopfer eingerichtet.
Ein 35 Jahre alter Mann, ebenfalls bulgarischer Staatsangehöriger, sitzt wegen Mord- und Brandstiftungsverdachts in Untersuchungshaft. Er war am Montag vorläufig festgenommen worden, nachdem er sich laut Staatsanwaltschaft in einer anderen Angelegenheit bei der Polizei in Jena gemeldet hatte. Zu seinem Motiv ist noch nichts bekannt, er hatte sich der Ermittlungsbehörde zufolge auch vor dem Haftrichter nicht geäußert. Hinweise auf ihn erhielten die Ermittler durch Aufnahmen einer Überwachungskamera, die ihn mit Benzinkanistern in der Hand zeigten. Der Brand brach laut Feuerwehr im Treppenhaus aus.
Weil das Gebäude zerstört ist, konnte die Feuerwehr den Brandort bisher nur per Drehleiter vom Dach aus untersuchen. Dabei war dem Stadtbrandmeister zufolge aufgefallen, dass die eigentlich vorgeschriebenen Rauchmelder offenbar fehlten. «Wir konnten Rauchmelder bisher nicht ausmachen», sagte Knobbe. Den Sachschaden hatte die Polizei auf rund zwei Millionen Euro geschätzt.
In dem betroffenen Haus lebten laut Stadt ausschließlich bulgarische Staatsbürger, auch der Hausbesitzer ist demnach Bulgare. In der
22.000 Einwohner zählenden Kreisstadt des Weimarer Landes leben nach einer Statistik der Stadtverwaltung rund 770 bulgarische Staatsangehörige. Für die Opfer des Brandes soll nach Angaben des Bürgermeisters am Freitag ein Gedenkgottesdienst abgehalten werden.
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