Bischof Neymeyr: Überzeugte Katholiken wenden sich ab
Nach der Veröffentlichung eines Gutachtens über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Erzbistum München und Freising nimmt der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bei vielen Katholiken Entsetzen und verloren gegangenes Vertrauen wahr. «Überzeugte Katholikinnen und Katholiken, die zu DDR-Zeiten treu zur katholischen Kirche gestanden haben, sagen und schreiben mir, dass sie das jetzt nicht mehr können», schrieb der Bischof in einem am Freitag veröffentlichten Brief.
«Dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. nicht zu seiner Verantwortung steht, die er als Erzbischof von München hatte, entsetzt viele Gläubige genauso wie die Ablehnung des Amtsverzichts der Bischöfe, die zu ihrer Verantwortung stehen und um Entpflichtung gebeten haben. Ich kann das gut verstehen», schrieb Neymeyr.
All das, was in den letzten Tagen über die Kirche berichtet wurde, erschüttere ihn - genau wie die Gläubigen. Die Kirche befinde sich in einer «tiefgreifenden Krise» und habe Schuld auf sich geladen. «Uns wird einmal mehr vor Augen geführt, welches Leid Menschen in der Kirche durch sexualisierte Gewalt zugefügt wurde», so Neymeyr. «Und wir haben am Montag auch gesehen, dass viele Menschen, die nicht heterosexuell empfinden, in der Kirche ausgegrenzt werden. Das muss sich ändern», so der Bischof weiter.
Er bat die Katholikinnen und Katholiken «auch jetzt zur Kirche als Heimat für Ihren Glauben zu stehen». Die Kirche habe den Glauben durch die Jahrhunderte getragen. Man werde sich weiter um Prävention, korrekten Umgang mit Beschuldigungen und um Aufarbeitung bemühen. Im Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland würden Vorschläge erarbeitet, um die systemischen Ursachen dessen zu bekämpfen, was geschehen sei.
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