Biodiversitätsforschung im Hightech-Gewächshaus
Im schmucken Botanischen Garten in Leipzig wimmelt es unter Glas absichtlich vor Blattläusen. «Keep door closed! Experiments with pests!» («Tür geschlossen halten! Experimente mit Schädlingen!») warnen Schilder im hochmodernen Forschungsgewächshaus des Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Das Hightech-Gewächshaus wurde nach einigen Verzögerungen vor knapp einem Jahr in Betrieb genommen. Inzwischen läuft die Forschungsarbeit hier auf Hochtouren.
Nicole von Dam, Professorin für Molekulare Interaktionsökologie an der Universität Jena, lobt die Bedingungen in Leipzig. «Wir können hier alles genau bestimmen: Temperaturen, Wärme, Licht», sagt sie. Bei dem Blattlaus-Experiment werde überprüft, wie Winterweizen es schafft, sich gegen Schädlinge zu wehren. In einem Feldversuch würde das so nicht funktionieren, sagt van Dam. «Da wissen wir ja nicht, ob die Blattlaus kommt, wann, und ob nicht 200 gleichzeitig kommen.»
Gebaut wurde das Forschungsgewächshaus von 2017 bis 2019, finanziert vom Freistaat Sachsen und aus EU-Mitteln. 8,7 Millionen Euro kostete der Bau. Dann jedoch verzögerte sich die Inbetriebnahme. Es habe erhebliche Software-Probleme gegeben, berichtet Techniker Robert Altmann. Jede einzelne der zwölf Forschungskabinen im Gewächshaus ist computergesteuert. Dazu kommt spezielle Wärme- und Kältetechnik, die Energieverbrauch und CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Gewächshäusern deutlich senken soll.
Seitdem die Probleme gelöst sind, wird das Gewächshaus vom iDiv genutzt, einer Einrichtung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Biodiversität im Verbund der Universitäten Halle, Jena und Leipzig. Auch andere Wissenschaftler - etwa des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UfZ) - können hier Experimente machen. Zwei der zwölf Anzuchtkabinen sind auch für Gentechnik-Forschung zugelassen. Dort gilt eine besondere Sicherheitsstufe.
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