Bilder von Wesen «aus Tiefen der Zeit»: Fotokunst in Jena
Kaum ein Fleckchen Haut zeigen die Bilder des Fotografen Charles Fréger, die ab Samstag bis zum 11. Juni in der Kunstsammlung Jena zu sehen sind. Verborgen unter schwerem Pelz, bunt gefärbter Wolle, riesigen Glocken und Hörnern, hinter Masken oder dunkler Schminke präsentieren sich die Gestalten, die der 1975 im französischen Bourges geborene Fréger mit seiner Kamera festgehalten hat. Der Künstler gehöre zur «Spitze der jüngeren europäischen Fotografie», teilte die Kunstsammlung am Freitag mit.
Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens faszinieren Fréger am Bild des Menschen vor allem besondere Formen der Bekleidung. Die so genannten Krampusläufe, bei denen in Regionen in Bayern und Österreich jedes Jahr mit furchteinflößenden Masken und Verkleidungen die bösen Wintergeister vertrieben werden sollen, werden für ihn zum Schlüsselereignis. Fortan widmet er sich traditionsbeladenen Kostümierungen und Maskeraden verschiedener Kulturkreise. Für seine fotografische Bestandsaufnahme von Bräuchen begibt sich Fréger auf Spurensuche in der ganzen Welt.
Die in Jena gezeigte Ausstellung «Wilder Mann» versammelt Fotografien von Figuren, die bei rituellen, heidnischen oder religiösen Festen «aus den Tiefen der Zeit» wieder auftauchen, so der Künstler. Einige Charaktere erinnern an Bären, Wölfe oder Hirsche, andere an Strohmänner oder Teufel. Fréger inszeniert sie in einer natürlichen, oft weitläufigen Umgebung. Diese Wesen, so die Kunstsammlung, «lassen sich als vielfältige Inkarnationen unserer ursprünglichen Beziehung zur Natur lesen, auf deren Oberfläche das Tierische zum Vorschein kommt».
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