Bedarf an Lkw-Stellplätzen an Autobahnen kaum zu decken
Die Situation bei Lkw-Stellplätzen in Thüringen ist nach Einschätzung des Verkehrsministeriums trotz Neubauprojekten angespannt. Der Schwerlastverkehr wachse schneller, als neue Parkplätze gebaut werden könnten, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage in Erfurt. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Erfurter Außenstelle der Autobahn GmbH, Danko Knothe. Nach seinen Angaben gehört Thüringen zu den Bundesländern mit der höchsten Lkw-Dichte in Deutschland.
Bis zu 35 Prozent der Fahrzeuge auf den Thüringer Autobahnen seien Lastwagen. Neuestes Projekt, um die Engpässe beim Parken zu mildern, sei die Erweiterung der Parkanlage «Erfurter Becken» an der Autobahn 71 zwischen Erfurt und Suhl. Seit Mitte März und voraussichtlich bis Oktober liefen die Arbeiten. Die Zahl der Lkw-Stellplätze solle dort von derzeit 24 auf 57 mehr als verdoppelt werden.
Zudem würden vier Busplätze sowie jeweils eine Spur für Großraum- und Schwerlasttransporte entstehen. Sie könnten bei Bedarf weitere neun Lkw je Seite aufnehmen. In den Umbau der beiden Anlagen Erfurter Becken würden insgesamt rund 13,7 Millionen Euro investiert, teilte die Autobahn GmbH mit. Voraussichtlich ab 2024 solle westlich von Jena an der Autobahn 4 eine neue Anlage mit Stellplätzen entstehen.
Laut Ministerium stößt die Schaffung zusätzlicher Lkw-Stellplätze auf bestehenden Rastanlagen allerdings vielerorts wegen begrenzter Flächen an ihre Grenzen. «Je mehr wir bauen, umso mehr werden die Stellplätze genutzt», sagte Knothe. Vereinzelt würden Stellplätze sogar für den Umschlag von Waren genutzt.
Laut Autobahn GmbH gibt es derzeit etwa 3000 Lkw-Stellplätze an den Thüringer Autobahnabschnitten. Derzeit würde der weitere Bedarf ermittelt. Aus Sicht des Verkehrsministeriums ist dem strukturellen Defizit an LKW-Stellplätzen nur wirksam zu begegnen, indem mehr Gütertransport von der Straße auf die Schiene verlegt wird.
«Wir setzen uns auf Landesebene aus klima- und verkehrspolitischen Gründen für ein leistungsfähiges und güterverkehrstaugliches Schienennetz ein», sagte der Ministeriumssprecher. «Wir haben eigene Fördermittel im Landeshaushalt angemeldet, die der Förderung von Schienengüterverkehrsinfrastrukturen dienen.» Seit November 2021 gebe es im Ministerium die Stabsstelle «Masterplan Schieneninfrastruktur 2030», die weitere Potenziale ermitteln solle.
Fünf Autobahnen gehen durch Thüringen mit einer Gesamtlänge von 521 Kilometern. Nach einer Erhebung der bundeseigenen Autobahn GmbH wurde allein das Erfurter Kreuz im Jahr 2022 von etwa 60 Millionen Fahrzeugen passiert, darunter waren dort etwa 30 Prozent Lastwagen.
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