Bahneinschränkungen in Mitteldeutschland
Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Donnerstag auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zahlreiche Bahnverbindungen lahmgelegt. «Es fährt so gut wie nichts», sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die GDL hatte zu einem 20-stündigen Warnstreik bei dem Bahnunternehmen aufgerufen.
Nach Angaben des zuständigen GDL-Bezirks ist der Organisationsgrad der Gewerkschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt besonders hoch. Die Region Mitteldeutschland sei daher besonders stark von dem Streik betroffen, sagte der DB-Sprecher. Insbesondere der Regionalverkehr der Deutschen Bahn sei hier von Ausfällen betroffen. Auf einigen Strecken in Thüringen und Sachsen seien Busse im Einsatz, um die Fahrgäste an ihr Ziel zu bringen.
Von den Warnstreiks weitestgehend unbeeinträchtigt waren hingegen die Verbindungen anderer, privater Regionalbahnanbieter. Das Bahnunternehmen Abellio berichtete lediglich von «begrenzten» Auswirkungen durch die Arbeitsniederlegung eines einzelnen Fahrdienstleiters. Auch die Züge der Vogtlandbahn und des Trilex fuhren nach Angaben der Länderbahn am Donnerstag zunächst nach Plan. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Länderbahn seien von dem Streikaufruf der GDL nicht betroffen, erklärte das Unternehmen. Wenn die Betreiber und Anbieter der Infrastruktur bestreikt werden, könne das aber dennoch zu Beeinträchtigungen führen.
Die GDL hatte zu einem 20-stündigen Warnstreik von Mittwochabend, 22.00 Uhr, bis Donnerstagabend, 18.00 Uhr, aufgerufen. Auch danach soll am Donnerstag nach DB-Angaben voraussichtlich noch bis Ende des Tages der Notfahrplan gelten. Ziel sei, dass die Züge zum Betriebsbeginn am Freitagmorgen wieder planmäßig fahren, erklärte der Sprecher.
Der Warnstreik ist der erste Arbeitskampf der Gewerkschaft im noch jungen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn, bisher wurde erst einmal verhandelt. Die eigentlich für Donnerstag und Freitag geplante zweite Verhandlungsrunde hat die Bahn angesichts des Warnstreiks abgesagt.
Die GDL fordert in den Verhandlungen 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Kernforderung will sie zudem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen.
Die Bahn bezeichnet vor allem die Arbeitszeitverkürzung als unerfüllbar und verweist dazu auch auf den Fachkräftemangel. Sie bot in der ersten Verhandlungsrunde eine Entgelterhöhung von elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie an. Zur Arbeitszeit machte der Konzern aber kein Angebot. Trotzdem einigten sich beide Seiten auf weitere Verhandlungstermine. Wann die Tarifpartner nach der Absage für diese Woche nun wieder zusammen kommen, ist offen.
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