Autor entdeckt Kopie von vernichtetem Reimann-Film
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Autor entdeckt Kopie von vernichtetem Reimann-Film

20.07.2023

Ein Film von der Schriftstellerin Brigitte Reimann, der vor fast 40 Jahren in der DDR vernichtet wurde, ist wieder aufgetaucht - als Kopie. Er heißt «Sonntag, den … Briefe aus einer Stadt», handelt von Neubrandenburg und wurde mit Musik von Manfred Krug (1937-2016) produziert, wie Literaturwissenschaftler Carsten Gansel am Donnerstagabend in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) sagte.

Dort stellte er im Kulturquartier vor mehr als 100 Gästen erstmals seine Reimann-Biographie «Ich bin so gierig nach Leben - Brigitte Reimann» vor. In dem 30-Minuten-Film, von dem Gansel Sequenzen zeigte, beschreibt Reimann den Alltag und ihre Empfindungen, während sie 1969 in Neubrandenburg lebte. Regie führte Bernd Scharioth.

In dem Film wird der Ausbau Neubrandenburgs zur DDR-Bezirksstadt gezeigt. Sie mag «Fachwerk und Beton», beschreibt Reimann im Film, der 1970 nur zweimal im DDR-Fernsehen lief. Nachdem Manfred Krug 1977 die DDR verlassen hatte, kam der Film deshalb auf den Index - trotz positiver Einschätzung der DDR-Programmbeobachtung, einer Art Medienzensur. In den 1980er Jahren wurde er mit 20 anderen Streifen vernichtet, fand Gansel heraus.

Nun sei bei Recherchen im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam diese schwarz-weiße Filmkopie aufgetaucht, die vom ZDF stamme. Im Kalten Krieg hätten TV-Anstalten jeweils die Sendungen des anderen Staates mitgeschnitten, was aber in Vergessenheit geraten war, sagte Gansel, der Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Gießen ist. Die Kopie soll vollständig am 27. Juli in Neubrandenburg gezeigt und an das Stadtarchiv übergeben werden. Das Rundfunkarchiv habe den Fund bestätigt, sagte eine Sprecherin des Aufbau-Verlages in Neustrelitz.

Reimann («Franziska Linkerhand») wird zu den bekanntesten Autoren Ostdeutschlands gezählt. In dem Roman widmet sie sich auch Architekturfragen. Sie wurde 1933 in Burg bei Magdeburg geboren, lebte lange in Hoyerswerda (Sachsen) und ab 1968 in Neubrandenburg. Sie starb 1973 mit 39 Jahren in einer Klinik in Berlin-Buch. Dort erinnert ein Literaturhaus an sie.

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