Auszubildende aus El Salvador helfen in Pflegebranche
Um den Fachkräftebedarf zu decken, setzen Pflegeeinrichtungen in Thüringen nun auch verstärkt auf Auszubildende aus Lateinamerika. Eine Gruppe von 17 jungen Menschen aus El Salvador hat zuletzt in insgesamt fünf Altenpflegeheimen in Erfurt, Weimar, Gotha, Tannroda (Weimarer Land) und Eisenach (Wartburgkreis) ihre Pflegeausbildung begonnen. Zwar bemühe man sich in Thüringen, auch möglichst viele inländische Fachkräfte für die Pflegebranche zu gewinnen, sagte Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) am Mittwoch in Weimar bei einem Treffen mit den neuen Auszubildenden aus Zentralamerika. Es sei allerdings klar, dass Deutschland und somit auch Thüringen gerade in der Pflege den vorhandenen Bedarf an Fachkräften nicht allein durch inländische Arbeitskräfte werde decken können. «Wir heißen jeden willkommen, müssen aber auch ganz gezielt werben um Fachkräfte», sagte Werner.
Mehrere der Auszubildenden erzählten während des Treffens davon, dass sie sehr freundlich in Thüringen aufgenommen worden seien - und berichteten, wie sehr sie viele Dinge faszinieren, die in Deutschland zum Alltag gehören: regelmäßig fahrende öffentliche Verkehrsmittel oder Mülltrennung zum Beispiel.
Die Auszubildenden aus El Salvador sind über ein Projekt der Bundesagentur für Arbeit angeworben worden, das in Lateinamerika gezielt Nachwuchs für den deutschen Arbeitsmarkt sucht. Auch die für Internationales zuständige Vorständin der Bundesagentur, Vanessa Ahuja, verwies darauf, dass es unmöglich sei, innerhalb Deutschlands ausreichend Arbeitskräfte für die Pflegebranche zu finden - selbst dann, wenn man mehr Frauen für die Branche gewinne oder wenn schon vorhandene Fachkräfte länger arbeiteten als geplant. «Das müssen wir alles tun. Das tun wir auch. Aber das wird nicht langen», sagte Ahuja. Derzeit gebe es für vier offene Stellen in der Pflege nur eine arbeitslos gemeldete Pflegefachkraft.
In Thüringen alleine gebe es jedes Jahr einen Bedarf von etwa 1000 bis 1500 neuen Arbeitskräften für die Pflege, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Markus Behrens. Es sei egal, welche Biografie diese neuen Pflegekräfte hätten. «Wenn man pflegebedürftig ist, ist man dankbar, wenn man gut gepflegt wird», sagte er.
Werner sagte, dass so viele junge Menschen aus El Salvador nun in Thüringen zu arbeiten begonnen hätten, sei ein Gewinn für den Freistaat. Sie seien nicht nur für die Pflegebranche ein Gewinn, sondern auch für die ganze Gesellschaft in Thüringen.
Nach Einschätzung der Botschafterin El Salvadors in Deutschland, Florencia Eugenia Vilanova De von Oehsen, profitieren von den Anwerbungen über das Projekt nicht nur die deutsche Pflegebranche, sondern auch die jungen Menschen und ihre Familien in El Salvador. Alle über das Projekt in Deutschland tätigen Auszubildenden schickten von ihrer Ausbildungsvergütung noch Geld nach Hause schicken und unterstützten so ihre Eltern und Familien.
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