Architektenkammer: Trend geht zum Nutzen vorhandener Bauten
Thüringens Architektenkammer sieht einen verstärkten Trend zum Bauen in vorhandenen Strukturen. Es gehe nicht nur in den Städten, sondern auch in eher ländlichen Gebieten darum, vorhandene Bausubstanz zu modernisieren, zu ergänzen und heutigen Nutzungen unter energetischem Aspekt anzupassen. Das sagte der Vizepräsident der Architektenkammer Thüringen, Thomas Wittenberg, am Samstag am Rand des Thüringer Tags der Architekturen in Erfurt.
«Es gibt in Thüringen gute Projekte in ländlichen Gebieten.» Einige davon würden am Wochenende gezeigt. Angesichts der Umwelt- und Ressourcenkrise komme dem Bauen im Bestand eine weiter wachsende Bedeutung zu. «Hinzu kommt, dass gerade alte Bausubstanz für viele Menschen einen besonderen Wert hat.»
Vielfach sei der Erschließungsaufwand für solche Projekte geringer, weil die nötige Infrastruktur vorhanden ist. Hinzu komme, dass weniger Fläche versiegelt werde als im Neubau, sagte Wittenberg.
Kürzlich hatte das Infrastrukturministerium mitgeteilt, dass die Siedlungsgebiete in Thüringen trotz vielerorts schrumpfender Einwohnerzahlen immer mehr Fläche verbraucht haben. Während Siedlungen im Jahr 2015 noch rund 93.000 Hektar der Landesfläche einnahmen, seien es 2021 bereits 125.000 Hektar gewesen.
Der Kammer-Vizepräsident bestätigte, dass wegen gestiegener Baupreise und Zinsen private Bauherren zurückhaltender mit neuen Projekten geworden sind. Es würden Vorhaben storniert oder zurückgestellt. Es gebe Einbrüche, die sich teilweise aber kompensieren ließen, sagte Wittenberg. «Die öffentlichen Bauten gehen in der Regel weiter.» Teilweise fehle es jedoch an Planungsvorlauf.
Bis Sonntag sind beim Tag der Architektur im Freistaat 65 neue oder modernisierte Bauwerke und Freianlagen in 38 Städten und Gemeinden zu besichtigen. Interessierte können mit den verantwortlichen Architekten und Bauherren ins Gespräch kommen. Zusätzlich informiere die Ausstellung «Neue Architektur in Thüringen» bis zum 25. Juni im Erfurter Hauptbahnhof über die Projekte. Auf einzelne Projekte gebe es einen regelrechten Run, sagte Wittenberg. Beispielsweise hätten sich für die Besichtigung des neuen Luxus-Familienhotels in Oberhof Hunderte Interessenten angemeldet.
Es gehe der Kammer darum, die bauliche Qualität aktueller Alltagsarchitektur zu zeigen. Das Motto in diesem Jahr laute «Architektur verwandelt» - Thema seien nicht nur die Räume, sondern sei auch die Lebenswelt von Menschen.
Die Architektenkammer Thüringen ist der Zusammenschluss aller rund 1650 angestellten und selbstständigen Architekten einschließlich Landschafts- und Innenarchitekten sowie der Stadtplaner im Freistaat.
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