Angebot für Kinder suchtkranker Eltern nicht ausreichend
In Thüringen fehlt es an flächendeckenden Gruppenangeboten für Kinder aus suchtbelasteten Familien. In einzelnen Kommunen sei das Angebot gut ausgebaut, aber noch lange nicht thüringenweit, sagte die Leiterin der Thüringer Fachstelle Suchtprävention, Annett Fabian, der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist notwendig, dass mehr Personal eingesetzt wird, um viel mehr Unterstützungsangebot zu leisten - gerade wenn es um Kinder aus so belasteten Familien geht.» Denn der Bedarf sei im Freistaat sehr hoch. «Da wo Gruppenangebote sind, ist auch die Nachfrage wirklich groß», so Fabian.
In Deutschland leben nach Angaben des Gesamtverbands für Suchthilfe und der Caritas rund 2,65 Millionen Kinder mit alkoholkranken Eltern unter einem Dach. Noch einmal knapp 60.000 Kinder haben demnach Eltern, die von illegalen Suchtmitteln abhängig sind. Fast jedes sechste Kind kommt aus einer Suchtfamilie, jede 300. Frau ist aufgrund ihres Alkoholkonsums in der Schwangerschaft Mutter eines Kindes, das lebenslang unter den Folgen des fetalen Alkoholsyndroms (FAS) leidet. Für Kinder suchtkranker Eltern ist das Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden, im Vergleich zu Kindern aus anderen Familien bis zu sechsfach erhöht.
Kinder aus suchtbelasteten Familien wachsen laut Fabian mit Schuldgefühlen und oft ohne geregelten Alltag auf. Sie brauchten Menschen, die ihre Situation wahrnehmen und handeln. Da seien pädagogische Fachkräfte ebenso gefragt wie Nachbarn und Freunde.
Von Sonntag bis kommenden Samstag soll mithilfe einer deutschlandweiten Aktionswoche (13.-19. Februar) verstärkt Kindern aus suchtbelasteten Familien eine Stimme gegeben werden. Infoplakate, eine digitale Schnitzeljagd für die Größeren, Telefonhotlines oder Lesereisen für die Kleineren: Die Angebote in Thüringen sollen bis über den Februar hinaus Bestand haben und sich nicht nur Kinder richten, so Fabian.
Wenn Kinder sich vertrauensvoll an Erwachsene wenden und Suchtprobleme im Elternhaus ansprechen, ist es der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz zufolge wichtig, dass die Erwachsenen ihnen Glauben schenken und ihnen in altersgemäßer Form Basisinformationen über Sucht vermitteln. Diese lauten etwa: Sucht ist eine Krankheit. Die Eltern sind wegen ihrer Sucht keine schlechten Menschen. Oder: Das Kind hat das Recht, Kind zu sein.
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