Amphibien sterben in Thüringen wegen Trockenheit und Hitze
Trockenheit, Hitze und Insektenmangel haben in Thüringen in diesem Jahr ein Amphibiensterben dramatischen Ausmaßes ausgelöst. «Beim Grasfrosch sind ganze Populationen inzwischen verschwunden, nur noch einzelne Exemplare haben überlebt», sagte Ulrich Scheidt vom Nabu-Landesfachausschuss für Amphibienkunde der Deutschen Presse-Agentur. Andere Arten wie der Sonnenfrosch oder die Erdkröte kämen zwar mit den extremen Bedingungen etwas besser zurecht. Es gebe aber keine Art, die nicht unter der Entwicklung leide.
Wie Scheidt weiter berichtete, sind bei verschiedenen Arten von Fröschen, Kröten und Lurchen viele der Tiere derzeit bis aufs Skelett abgemagert. So habe der Grasfrosch, der im Freistaat fast nur noch in höheren Lagen zu finden sei, kaum Überlebenschancen. Um nicht auszutrocknen, müsse sich der Frosch eingraben. Dann könne er aber keine Nahrung mehr finden. «Der Frosch hat im Prinzip nur zwei Möglichkeiten: Entweder er vertrocknet oder er verhungert.»
Der Nahrungsmangel betrifft allerdings auch nahezu alle Amphibienarten. Eine Ursache dafür ist der seit Jahren anhaltende Rückgang der Zahl von Insekten.
Es ist aber vor allem der fehlende Lebensraum, der den Amphibien zu schaffen macht. «Feuchtigkeit ist in Thüringen ein rares Gut», sagte Scheidt. Dabei sei die derzeitige Situation eine Konsequenz aus Fehlern der Vergangenheit. «Ganze Landschaften wurden entwässert, um intensive Landwirtschaft betreiben zu können.» Es habe in den vergangenen 50 Jahren einen «riesigen Grünlandverlust» gegeben. «Wo findet man denn heute noch eine feuchte Wiese?»
Um den Amphibien Lebensräume zurück zu geben, hat der Nabu Thüringen verschiedene Projekte gestartet. So wurde zum Beispiel eine alte Tongrube bei Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) erworben, um dort Biotope zu schaffen. In der Tongrube Königshofen sollen Laichgewässer für Amphibien angelegt werden. Hier sollen etwa dem Kleinen Wasserfrosch, dem Europäischen Laubfrosch, dem Kammmolch oder auch der Knoblauchkröte eine neue Heimat geboten werden. Das Projekt wird von der Europäischen Union und dem Land Thüringen gefördert und läuft noch bis zum Oktober.
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