Ein Forschungsteam gräbt an der Fossillagerstätte Bromacker., © Martin Schutt/dpa
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Am Bromacker wird wieder nach Ursauriern und Co. gesucht

16.07.2023

Forscherinnen und Forscher machen sich auf dem Bromacker wieder auf die Suche nach Überbleibseln von Ursauriern und anderen Spuren aus einer längst vergangenen Zeit. Mit Schaufeln, Hammer und mehr ausgerüstet untersucht ein internationales Team ab Montag erneut die bedeutende Fossillagerstätte Bromacker bei Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha) im Thüringer Wald. «Wir öffnen ein neues Grabungsfeld. Das ist quasi ein riesengroßes Fragezeichen - das wird spannend», kündigte Maria Schulz von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha an. Die Geologin ist dort für die Vermittlung des Bromacker-Projekts zuständig.

«Ich persönlich finde alles bemerkenswert, was wir rausholen: Man ist dann die Person, die es als erstes in der Hand hält, nachdem es seit 290 Millionen unter der Erde war», sagt Schulz. Jeder Fund sei wie ein Teil eines Puzzles, um das damalige Ökosystem nachvollziehen zu können. «Es ist Detektivarbeit und Zeitreise.»

Im vergangenen Jahr seien etwa 400 Funde gemacht worden. Diese müssten zum Großteil aber noch sortiert und erforscht werden. «Aktuell haben wir zwölf bestimmte und wohl auch noch unbestimmte Ursaurierarten in den Schubladen liegen», so Schulz. Sie schätzt, dass sich die Zahl der Funde, die die rund 40 Forscherinnen und Forscher in den vier Wochen bis zum 11. August dieses Jahr machen werden, in einer ähnlich Größenordnung bewegen werde.

Neben Körperfossilien von Ursauriern, von kleinen krebsartigen Lebewesen, von Pflanzen und Insekten, fänden sich immer wieder Kratz- und Wühlspuren und andere Abdrücke vom Leben im Unteren-Perm-Zeitalter. «All das hilft uns, Erkenntnisse zum Bromacker von damals zu gewinnen: Wie warm war es? Wie viele Jahreszeiten gab es?» Zudem lege die schiere Vielzahl an Funde nahe, dass es dort einst eine Besonderheit gegeben haben muss, so Schulz. Eine mögliche Erklärung wären etwa besonders viele, oder besonders große Gewässer.

Bei den Ursauriern handle es sich nicht um Dinosaurier, betont Schulz. «Sie sind eher die Urvorfahren der Dinosaurier. Die Saurier selbst kamen erst deutlich später.»

Für die Öffentlichkeit gibt es auch in diesem Jahr wieder Gelegenheiten, die Forschungen direkt mitzuerleben. Angeboten werden Führungen, teils auch speziell für Kinder. Für die Kleinen gibt es zudem Möglichkeiten, sich selbst als Forscherinnen und Forscher auszuprobieren. Spezielle Familientage sind an vier Terminen geplant.

Die Grabungen am Bromacker sind Teil eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das bis 2025 laufen soll. Dafür arbeiten die Forschungseinrichtung Museum für Naturkunde Berlin - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die Friedrich-Schiller-Uni in Jena und der Unesco Global Geopark Thüringen Inselsberg-Drei Gleichen zusammen.

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