34.000 aktive Feuerwehrleute: Verband sieht Herausforderung
Im Jahr 2021 hat es in Thüringen einer Statistik zufolge 34.139 Feuerwehrleute im aktiven Dienst gegeben. Von ihnen waren 875 in Berufsfeuerwehren tätig und 33.264 in den Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren, wie das Thüringer Landesamt für Statistik am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Jahr 2020 seien dies sowohl bei den Berufs- als auch bei den Freiwilligen Feuerwehren jeweils 32 Aktive mehr gewesen.
Trotz des leichten Anstiegs gibt es Sorgen mit Blick auf die künftige Entwicklung. «In den nächsten Jahren kommen die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter», erklärte der Vorsitzende des Thüringer Feuerwehr-Verbands, Karsten Utterodt. «Alle verantwortlichen Stellen sollten sich dringend Gedanken machen, wie wir das kompensieren können.»
Die Jugendfeuerwehren leisteten bereits ihr bestes, junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern. Doch auch Bürgermeister und andere Verantwortliche in den Gemeinden müssten einen Blick auf die Entwicklung ihrer Feuerwehr haben. Wenn sich auf Dauer nicht genug Freiwillige fänden, müssten Bürger zum Dienst verpflichtet werden. «Eine Pflicht-Feuerwehr will sicherlich niemand.»
Der Fünf-Jahres-Vergleich des Statistischen Landesamtes zeigt für Thüringen einen Zuwachs von 168 Einsatzkräften bei den Berufsfeuerwehren, zugleich aber auch einen Rückgang um insgesamt 500 Aktive bei den Freiwilligen Wehren.
Angesichts immer kleiner werdender Gemeinden müssten Kommunen künftig enger zusammenarbeiten, um der demografischen Entwicklung zu begegnen, betonte der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds Thüringen, Ralf Rusch. Kommunen müssten sich fragen, ob wirklich jede Gemeinde eine eigene Feuerwehr unterhalten müsse oder ob ein Zusammenschluss in einem Brandschutzverband ein gangbarer Weg sei. Ausbildung und Schulung müssten zudem attraktiver gemacht werden.
Am Samstag ist der Europäische Tag des Notrufs 112. Der Aktionstag wurde im Jahr 2009 eingeführt und auf den 11.2. gelegt, um somit auf die europaweit gültige Notrufnummer aufmerksam zu machen. 2021 hatten die Thüringer Berufsfeuerwehren, Rettungsdienste sowie das Technische Hilfswerk laut Statistik insgesamt rund 35.700 Einsätze zu bewältigen, darunter auch Fehlalarmierungen. Verglichen mit 2020 wurden 4870 Einsätze mehr verbucht - eine Steigerung um etwa 16 Prozent.
Aktuell sind laut Verband gestiegene Beschaffungskosten und lange Lieferzeiten die Hauptursachen für Probleme bei der Feuerwehr. Nötige Ausrüstung könne nur schwer und zu deutlich höheren Kosten beschafft werden. Auch hier seien vor allem die Kommunen in der Pflicht.
Zudem gibt es weitere Herausforderungen. «Die digitale Alarmierung ist sicher eines der brennendsten Themen für die nähere Zukunft», so Utterodt. Vielerorts sei die analoge Technik in die Jahre gekommen, Ersatzteile seien immer schwerer zu beschaffen. Die Herausforderung liege darin, ein einheitliches digitales System für alle Leitstellen im Land aufzubauen, alle beteiligten Stellen mit den nötigen Geräten auszustatten und gegebenenfalls neue Infrastruktur wie Masten für die Weiterleitung der Signale aufzubauen. Schätzungsweise seien zum Beispiel allein rund 34.000 Funkmeldeempfänger nötig.
Große Hoffnungen setzen Feuerwehrverband sowie Gemeinde- und Städtebund auf den angekündigten Gesetzentwurf zur Neuregelung des Brand- und Katastrophenschutzes in Thüringen. Ziel ist es laut Thüringer Innenministerium, die bestehenden Gesetze und Rechtsnormen neu zu bewerten und an die geänderten Herausforderungen anzupassen. Aktuell arbeiteten alle beteiligten Stellen an der Überarbeitung, erklärt der stellvertretende Ministeriumssprecher Carsten Ludwig. Ziel sei es, «dass ein Gesetzentwurf noch in dieser Legislaturperiode zur Beschlussfassung dem Gesetzgeber vorgelegt wird.»
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