Verband: Digitale Lösung nicht nur für große Archive nötig
Thüringen braucht aus Sicht von Fachleuten bei der Digitalisierung von Archivgut nicht nur für die großen Staatsarchive eine technische Lösung. Wünschenswert wäre, auch Archive von Kommunen und Hochschulen einzubinden, sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Archivare und Archivarinnen, Jens Riederer, vor einer Verbandstagung am Mittwoch in Schmalkalden. Die Digitalisierung in diesem Bereich sei eine Herausforderung. «Es geht ja nicht um bloßes Speichern von Dokumenten, es geht um Langzeitarchivierung.» Der Verbandstag, zu dem rund 100 Teilnehmende erwartet werden, beschäftigt sich mit Archiven in der Digitalgesellschaft.
Er war ursprünglich bereits für 2020 geplant, wurde aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Seinerzeit sollte es um die Bestandserhaltung von Papierakten gehen, wie Riederer sagte. Angesichts der Erfahrungen aus der Pandemie sei das Thema gewechselt worden. «Die Pandemie hat ja die technischen Defizite auch in den Archiven aufgedeckt.» Der Bedarf am fachlichen Austausch zu dem Thema sei auch deshalb hoch, weil etwa in den Kommunalverwaltungen neue Akten zunehmend elektronisch angelegt würden. Auf der Tagung sollen eine digitale Lösung für Thüringens Staatsarchive vorgestellt und die Erfahrungen anderer Bundesländer ausgewertet werden.
Aus Sicht des Verbandschefs heißt Digitalisierung in den Archiven nicht, dass die Bedeutung vorhandener Papierakten sinkt. Diese seien als Belege von Verwaltungsvorgängen nach wie vor wichtig, beispielsweise auch bei Rechtsstreitigkeiten. Die gesetzlichen Mindestaufbewahrungsfristen für Archivunterlagen liegen nach seinen Angaben bei bis zu 30 Jahren, der Geheimhaltung unterliegende Dokumente müssten gar bis zu 60 Jahre aufbewahrt werden.
In Thüringen gibt es Riederer zufolge mehr als 180 Archive. Zum Landesarchiv gehören etwa die Staatsarchive in Altenburg, Gotha, Greiz, Meiningen/Suhl und Rudolstadt sowie das Hauptstaatsarchiv in Weimar.
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