Thüringer Justiz bleibt bei Jura-Absolventen gefragt
09.07.2023
Thüringer Gerichte und Staatsanwaltschaften sind bei Nachwuchsjuristen nach wie vor gefragt - ungeachtet der Bezahlung, die dort oft schlechter ist als in Unternehmen oder Anwaltskanzleien. Zu dem Ergebnis kommt die «Deutsche Richterzeitung» nach einer Umfrage im Mai und Juni dieses Jahres bei den Justizverwaltungen der Bundesländer.
Demnach übersteigen die Bewerbungen für den höheren Dienst in der Justiz im Freistaat die Zahl der Neueinstellungen deutlich. Das Land hätten von 2018 bis 2022 durchgehend zwei bis drei Mal mehr Bewerbungen erreicht, als Stellen zu besetzen gewesen seien.
Für 2022 bewarben sich dem Justizministerium zufolge 81 junge Juristen, während 34 Stellen im höheren Dienst besetzt worden seien. Der Freistaat stellte in den vergangenen fünf Jahren den Angaben nach 181 Richter und Staatsanwälte ein.
«Für viele Bewerberinnen und Bewerber sind die Unabhängigkeit und die relativ freie Arbeitsgestaltung im Richterberuf nach wie vor wichtige Pluspunkte, die für den Weg zur Justiz sprechen», sagte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, der Deutschen Presse-Agentur. Bislang gelinge es in allen Bundesländern noch, gut qualifizierten Nachwuchs für die Rechtsprechung zu gewinnen und verfügbare Stellen zügig zu besetzen.
In mehreren Bundesländern wurden allerdings die Mindestanforderungen für den Zugang zur Justiz herabgesetzt, um einen größeren Bewerberkreis zu erreichen. So auch in Thüringen: Nachdem Anfang 2021 die in beiden Staatsexamen zu erzielende Punktezahl von 16 auf 15 gesenkt worden war, gilt seit diesem Jahr eine Gesamtsumme von 14 Punkten. Beide Examen sollten aber mindestens mit der Note befriedigend abgeschlossen worden sein.
In der Justiz wird angesichts einer großen Zahl von Pensionierungen von Richtern und Staatsanwälten ein personeller Umbruch erwartet. Allein in Ostdeutschland werden bis zum Jahr 2030 mehr als die Hälfte der Juristen in den Ruhestand gehen. Vor dem Hintergrund der geringeren Gehälter als in der freien Wirtschaft hatten Experten Sorgen um einen Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften befürchtet.
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