Stimmung besser: Arbeitgeber sehen Lage aber kritisch
Die Stimmung in weiten Teilen der ostdeutschen Wirtschaft hat sich im Januar etwas verbessert. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage wie im Vormonat, seien aber etwas zuversichtlicher beim Ausblick auf die kommenden Monate, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo am Mittwoch in Dresden mit. Der Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland sei daher leicht um 0,4 Punkte auf 89,0 gestiegen. Damit liegt das Stimmungsbarometer aber unter dem Wert von vor einem Jahr (92,5). Thüringens Arbeitgeberverband bewertet die wirtschaftliche Lage kritisch.
«Ich befürchte eine anhaltende Schwächephase», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringens (VWT), Matthias Kreft, in Erfurt.
Optimistischer blicken laut Ifo-Institut vor allem Industriebetriebe auf die kommenden Monate. Die befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes hätten ihre Erwartungen kräftig angehoben, hieß es. Dagegen habe der Dienstleistungssektor ebenso wie der Handel seine Erwartungen für die nähere Zukunft heruntergeschraubt. Die Bauunternehmen berichteten den Wissenschaftlern zufolge von spürbar schlechteren Geschäften als im Dezember, hoben ihren Ausblick aber minimal an.
Das Ifo-Geschäftsklima Ostdeutschland basiert auf etwa 1700 Meldungen von Unternehmen. Dazu wird jeden Monat nach der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate gefragt, jedoch nicht nach den genauen Gründen dafür.
VWT-Geschäftsführer Kreft verwies auf hausgemachte Probleme. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sei schon seit Jahren rückläufig, inländische Produktion kaum noch wirtschaftlich. Die Thüringer Landespolitik forderte er auf, die Monate bis zur Landtagswahl Anfang September für Bürokratieabbau zu nutzen. Dabei seien Regierung und Opposition gemeinsam in der Pflicht.
Nach einer Umfrage des Thüringer Arbeitgeberverbandes erwartet nur die Hälfte der Befragten, dass das erste Halbjahr für ihr Unternehmen gleich gut oder etwas besser läuft als bisher. Kreft: «Und kein einziger rechnet mit einer deutlich besseren Entwicklung.»
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