Schulkinder haben große Probleme mit Handschrift
Der bundesweite Trend zu einer Verschlechterung der Handschrift als Folge des Distanzunterrichts in der Corona-Zeit macht sich Experten zufolge auch in Thüringen bemerkbar. Sowohl der Thüringer Lehrerverband (tlv) als auch das Thüringer Kultusministerium erzählten der dpa von dieser Beobachtung. Die Entwicklung einer eigenen Handschrift werde zunehmend erschwert, sagte Ministeriumssprecher Felix Knothe.
Der tlv sieht eines der Hauptprobleme in der schlechten Personalausstattung der Schulen. Bei zu großen Klassen und vielen Kindern mit speziellen Anforderungen bleibe den Lehrkräften kaum Zeit, sich ausreichend mit der Betreuung einzelner Schülerinnen und Schüler zu befassen.
«In der Corona-Zeit war so gut wie keine individuelle Förderung möglich. Die ohnehin schon bestehenden Probleme mit dem Schreiben haben sich in dieser Zeit bei vielen Schülern verschärft», erklärt Marianela Diaz Meyer vom Schreibmotorik-Institut im bayrischen Heroldsberg. Einer gemeinsamen Studie mit dem Verband Bildung und Erziehung zufolge hatten rund drei Viertel der 850 befragten Lehrkräfte bei den Schülerinnen und Schülern eine teils deutliche Verschlechterung festgestellt. Schwierigkeiten gibt es demnach vor allem bei Leserlichkeit, Schreibgeschwindigkeit und dem strukturierten Schreiben.
Ob die Versäumnisse aufgeholt werden können, scheint ungewiss: Das Kultusministerium sieht die Umsetzung der in den Lehrplänen formulierten Ziele als Aufgabe der Schulen und verweist auf Ländervereinbarungen, die derzeit erstellt würden. Ein Pilotprojekt des Schreibmotorik Instituts, das sich mit der unkomplizierten, fächerübergreifenden Verbesserung von Schreibkompetenzen befasst, soll erst im Laufe des kommenden Jahres Ergebnisse liefern.
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