Die Sonderausstellung „Trauma 23 – Deutschlands Hyperinflation vor 100 Jahren“ im neuen Anbau des Haus der Weimarer Republik wird beim Presserundgang präsentiert., © Martin Schutt/dpa
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Notenpresse kommt nicht hinterher: Schau zur Hyperinflation

04.05.2023

Die Hyperinflation mitsamt absurder Auswüchse der Geldentwertung vor 100 Jahren ist das Thema der neuen Sonderausstellung im Haus der Weimarer Republik. «Die Hyperinflation vor 100 Jahren ist eines der Schlüsselereignisse der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert», sagte der Kurator des Hauses, Marcel Böhles, am Donnerstag. Vor allem die Bilder, die der rapide Wertverlusts des Geldes entstehen ließ, hätten sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Gezeigt wird die Sonderausstellung vom 6. Mai bis zum 7. Januar 2024.

Die Schau beschäftigt sich mit den Ursprüngen der enormen Geldentwertung als einer Erblast des verlorenen Weltkriegs. Tafeln illustrieren die grotesken Summen, die für einfache Lebensmittel verlangt wurden. Neben den Verlierern der Inflation, darunter Sparer, Rentner, Bildungsbürger, zeigt die Schau auch die Gewinner. «Schuldner, Industrielle und Menschen mit Zugang zu Devisen zählten zu den Profiteuren», so Böhles.

Auch das Phänomen des Notgelds wird angerissen. «Die Reichsbank kam nicht mehr hinterher damit, Geld zu drucken und ermunterte Städte und Kommunen, selbst die Pressen anzuwerfen», erklärte Böhles. So sei es zu dem regional unterschiedlichen Notgeld gekommen. Für Weimar sei die Optik besonders hervorzuheben. Diese stammte nämlich aus der ebenfalls in Weimar ansässigen Designschule des Bauhaus. «So hatte damals in Weimar quasi jeder ein Stück Bauhaus in der Hand.»

Neben der Geschichte in und aus der Krise greift die Schau auch immer wieder aktuelle Themen auf. So wird auf andere Länder geschaut, die mit extremer Geldentwertung zu kämpfen haben, wie etwa Venezuela. Aber auch mehr oder weniger aktuelle Pressetitel sind zu sehen. «Da zeigt sich, dass erstaunlicherweise zumindest mit den ikonischen Motiven, wie den «Bergen von Banknoten», noch heute gearbeitet wird», sagte Böhles. Er betonte aber: «Wir sind von einer Inflation wie die von 1923 aber noch meilenweit entfernt.»

Von einer Hyperinflation wird laut Bundeszentrale für politische Bildung dann gesprochen, wenn die Inflationsrate bei mindestens 50 Prozent oder höher liegt.

Das Haus der Weimarer Republik soll ein zentraler Erinnerungsort an die erste deutsche Demokratie sein und versteht sich als Einrichtung zur politischen Bildung. Dahinter steht der Verein Weimarer Republik.

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