Mann soll Familienhaus angezündet haben: Ehefrau sagt aus
Ausgerechnet in der Silvesternacht 2022 bricht in einem Familienhaus im Saale-Orla-Kreis ein Brand aus. Der schreckliche Verdacht: Der Familienvater, der dort mit seinen Eltern, seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern wohnte, soll das Feuer selbst gelegt haben. Der 61 Jahre alte Vater des Mannes starb später in Folge der Brandverletzungen, auch die 66 Jahre alte Mutter wurde lebensgefährlich verletzt und lag im Koma. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem Totschlag in Tateinheit mit versuchtem Totschlag und Brandstiftung mit Todesfolge vor. Doch zum Prozessauftakt am Dienstag erklärte der Angeklagte, dass er nicht wisse, wie sich das Feuer entzündet habe.
Er habe seinem Vater nur damit drohen wollen, das Haus im Ortsteil Pottiga der Gemeinde Rosenthal am Rennsteig abzufackeln, und daher Benzin in der Küche verschüttet, sagte der 36-Jährige bei seiner Einlassung. «Ich wollte ihm nur Angst machten, ich wollte nur, dass er mich ernst nimmt.» Wie das Feuer in der Küche ausbrach, könne er aber nicht sagen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Benzin auch angezündet zu haben.
Der Mann gab allerdings an, dass er gerade erst das Zimmer verlassen und darüber nachgedacht habe, einen Lappen zum Aufwischen des Benzins zu holen, als er Flammen gesehen habe. Seiner Ehefrau habe er zugerufen, dass sie mit den Kindern das Haus verlassen solle. Seine Frau habe ihm beim Hinausgehen mit dem Sohn gesagt, dass die Tochter noch oben sei. Daher sei er nach oben, so der Angeklagte. Mit der Tochter habe er sich im oberen Stock ans Fenster gestellt, da er des Feuers wegen nicht mehr mit ihr zurück durchs Haus hätte gehen können. Mit einer Leiter wurden er und das Mädchen gerettet.
Grund für die Drohung seien jahrelange Streitigkeiten mit seinem Vater gewesen. Dieser habe getrunken und sei gewalttätig gewesen. «An dem Abend hat sich das hochgeschaukelt», sagte der Angeklagte. Er selbst habe an diesem Tag auch Drogen genommen, sei zuvor schon rückfällig geworden, nachdem er eine Therapie gemacht habe.
Die Ehefrau des Angeklagten sagte als Zeugin aus. «Die Ehe war kaputt», so die 29-Jährige. Immer wieder musste sie kurz innehalten und um Fassung ringen, vor allem, als sie die Ereignisse der Silvesternacht aus ihrer Sicht schilderte. Es sei wieder zu Streit gekommen, alle seien unten im Haus gewesen, die Kinder bei ihr an der Treppe. Plötzlich habe sie eine große Stichflamme gesehen. Die Tochter sei nach oben gerannt, ihren Sohn habe sie noch schnappen und mit nach draußen nehmen können. Ihrem Mann habe sie gesagt, er solle die Tochter von oben holen.
Später vor dem Haus habe sie gesehen, wie ihre Schwiegereltern aus dem Eingang herausgekommen seien. «Er hat gebrannt, er kam wie eine Fackel und hat gebrannt», beschrieb sie den Anblick des Schwiegervaters. Die Schwiegermutter habe erst bitterlich geschrien und sei dann kohlrabenschwarz aus dem Haus gekommen.
Die gemeinsame fünf Jahre alte Tochter sei traumatisiert, sagte die Ehefrau des Angeklagten. In der Traumabehandlung habe sie viele schreckliche Bilder gemalt. Der Sohn habe sich im März zitternd an sie gedrückt, als die Kerzen auf dem Kuchen zu seinem zweiten Geburtstag gebrannt hätten. Die Mutter des Angeklagten hatte Schwierigkeiten, einen neuen Ausweis zu bekommen, wie die Frau sagte. Ihr fehlten nach den Brandverletzungen teilweise Fingerabdrücke, die für einen biometrischen Ausweis gebraucht werden.
Der Prozess soll am Donnerstag fortgeführt werden. Danach sind bis einschließlich 10. August drei weitere Verhandlungstermine geplant.
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