Hilfe bei der politischen Entscheidung – Wahl-O-Mat am Start
Wählerinnen und Wähler können nun online den Wahl-O-Mat als Entscheidungshilfe für die Landtagswahl am 1. September nutzen. Dafür können sie ihre Ansichten mit den Positionen der 15 zur Wahl zugelassenen Parteien abgleichen. Dabei geht es um die Antworten der Parteien zu 38 Thesen. Zum Großteil dieser Angaben haben die Parteien Begründungen geliefert, wie die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Franziska Wittau, sagte, als in Erfurt die Website scharf geschaltet wurde.
Wittau sagte, dass der Wahl-O-Mat keine Wahlentscheidung gebe. Vielmehr trage er dazu bei, dass Wählerinnen und Wähler eine eigenständige und bewusste Entscheidung treffen könnten, statt aus dem Bauch heraus.
Pommer: Klarheit darüber, was Landesthemen sind
Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linke) sagte, sie sehe den Wahl-O-Mat auch als ein Mittel, um bisherige Nicht-Wählerinnen und Nicht-Wähler zu erreichen. Es sei besorgniserregend, dass bei der Landtagswahl 2019 rund 35 Prozent der Wahlberechtigten nicht wählen gegangen seien. Anfang September dürften 1,66 Millionen Menschen in Thüringen wählen gehen. Der Wahl-O-Mat zeigt laut Pommers auch, welche Themen überhaupt auf Landesebene entschieden werden könnten.
Für die neue Ausgabe des Wahl-O-Mats haben sich die Landeszentrale und die Bundeszentrale für politische Bildung mit Thüringer Fachleuten aus Wissenschaft und Bildung zusammengetan. Zudem hat eine Redaktion aus Jung- und Erstwählern im Alter von 18 bis 26 Jahren mitgewirkt.
Den Wahl-O-Mat gibt es seit 2002, es wurde seitdem etwa zu Wahlen zum Europäischen Parlament, bei Landtags- und Bundestagswahlen angeboten. Vor der Thüringer Landtagswahl 2019 wurde der Wahl-O-Mat rund 237.000 Mal genutzt.
Ergänzungen zum Wahl-O-Mat
Allerdings gibt es auch Kritik an der Entscheidungshilfe. So bemängelt der Familienbund der Katholiken im Bistum Erfurt, dass komplexere Themen über die Ja/Nein-Fragen vereinfacht dargestellt würden. Ein einseitiges Bild könne entstehen, da es die Parteien selbst seien, die die Antworten auf die Fragen liefern. Kritisch sieht der Verein zudem, dass der Wahl-O-Mat keine Auskunft darüber gibt, konkret wer gewählt wird und welche Ansichten die Kandidaten selbst vertreten. Dennoch ruft der Verein dazu auf, den Wahl-O-Mat zu nutzen.
Weitere Entscheidungshilfen
Als Ergänzung zum Wahl-O-Mat können auch andere Plattformen helfen: Auf dem Online-Portal abgeordnetenwatch.de können Wähler den 271 Direktkandidaten zur Landtagswahl öffentlich Fragen stellen. Hinterlegt sind dort auch Profile der einzelnen Kandidierenden mit Steckbriefen und deren politischen Ziele. Zudem bietet das Portal einen Kandidierendencheck an. Damit können Wähler anhand von 14 Thesen zur Landespolitik herausfinden, welche Kandidaten inhaltlich die meisten Übereinstimmungen mit ihnen haben. Abgeordnetenwatch.de holt dafür aktuell die Standpunkte der Bewerber ein.
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