Ein letztes Mal Kreideschrieb: Erinnerungsprojekt endet
Rund 2300 Namen sollen am Montag mit Schulkreide in Weimar auf den Stéphane-Hessel-Platz geschrieben werden. Es sind die Namen derer, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer jüdischen Herkunft im Nationalsozialismus aus ganz Thüringen deportiert und getötet wurden. Die Schreibaktion ist der letzte von vier Teilen eines großen Projekts, das an die Schicksale dieser Menschen erinnern soll.
Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Erinnerungsort Topf & Söhne, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und der Landeszentrale für politische Bildung. Die erste Aktion fand mit 474 Namen in Erfurt statt. Es folgten Meiningen (137) und Gera (141). Die Thüringer Namen, die am Montag in Weimar aufgeschrieben werden sollen, sind alle im Verlauf des Projekts geprüft worden.
Um an alle Ermordeten dauerhaft zu erinnern, wurde im Zuge der Arbeiten ein digitales Gedenkbuch erstellt, in denen sich neben allen Namen auch weitere Informationen zu den Menschen und ihren individuellen Schicksalen finden lassen. «Das wichtigste an diesem Gedenkbuch ist, dass jetzt eine Übersicht für Thüringen existiert», sagte Annegret Schüle vom Erinnerungsort Topf & Söhne, die die wissenschaftliche Leitung innehat. Denn noch ist die Gesamtzahl der Thüringer Todesopfer nicht gesichert. Über 6000 Jüdinnen und Juden lebten vor 1933 im Gebiet des heutigen Thüringen. Etwa 2500 sollen im Zuge der Shoah gestorben sein.
Aufgrund der Aktionen an öffentlichen Plätzen seien Menschen auf die Arbeit aufmerksam geworden und aus der Zivilgesellschaft seien noch hilfreiche Tipps und Hinweise auf Namen und Schicksale gekommen, sagte Schüle. «Bei wichtigen Geschehnissen kann man jetzt auch besser fassen, welche Bedeutung sie für Thüringen hatten.»
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