Blick auf Mehrfamilienhäuser in der Innenstadt., © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild
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Ansturm bei Mietervereinen in Thüringen

16.12.2022

Infolge der stark gestiegenen Energiepreise suchen immer mehr Thüringer Hilfe bei den Mietervereinen. In den vergangenen Monaten sei die Zahl der Beratungssuchenden um mindestens ein Drittel gestiegen, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes des Deutschen Mieterbundes, Georg Seidler, am Freitag in Erfurt. Beratungsbedarf gebe es vor allem wegen der deutlich erhöhten Vorauszahlungen für Betriebskosten. «Die Belastung durch die Beratung, die wir haben, ist enorm gestiegen.» Es sei für die rund 18 Berater der lokalen Mietervereine in Thüringen kaum noch möglich, den Ansturm zu bewältigen.

Vielen Mietern drohten im nächsten Jahr Nachzahlungen etwa für Heizen und warmes Wasser in vierstelliger Höhe, sagte Seidler. Eine entsprechende Prognose des Verbandes der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft aus den vergangenen Monaten sei «auf jeden Fall» realistisch. In den Beratungsgesprächen habe mindestens die Hälfte der Mieter angegeben, solche Summen keinesfalls auf einmal begleichen zu können. Vielen werde es schon schwerfallen, solche Summe mit 25-Euro-Raten abzubezahlen.

Zusätzlich zu den Erhöhungen bei den Betriebskosten seien viele Menschen auch von steigenden Kaltmieten betroffen, sagte Seidler. Während vor allem kommunale und genossenschaftliche Vermieter derzeit bewusst auf höhere Kaltmieten verzichteten, gebe es andere Vermieter, die auch die Kaltmieten anheben würden. Manche privaten Vermieter versuchten offenbar sogar, die derzeitigen allgemeinen Preissteigerungen zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Der Landesverband forderte vor diesem Hintergrund ein gesetzliches Moratorium für Kaltmietsteigerungen. Die Erfahrungen zeigten, dass Appelle an Vermieter, auf Mietsteigerungen zu verzichten, längst nicht so wirksam seien wie gesetzliche Verbote, sagte Seidler.

© dpa-infocom, dpa:221216-99-927888/2

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