2023 fast 71 Tonnen alte Munition gefunden
Auch mehrere Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigen dessen gefährliche Hinterlassenschaften die Kampfmittelräumdienste. Alljährlich werde eine erhebliche Menge alter Patronen, Granaten oder Bomben in Thüringen gefunden, sagte eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes auf Anfrage. «Ein deutlicher Rückgang der Funde war nicht zu verzeichnen.» Im vergangenen Jahr sind demnach fast 71 Tonnen alte Kampfmittel in Thüringen entdeckt worden. Das entspricht in etwa der Menge des Vorjahres. Im Pandemiejahr 2021 waren es etwa 52 Tonnen.
Nordhausen ein Schwerpunkt
Häufig handelt es sich um Zufallsfunde etwa bei Bauarbeiten oder bei Feldarbeiten von Landwirten. Aber auch gezielte Suchaktionen etwa in Regionen, die im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert wurden, fördern immer noch Bomben oder Granaten zutage. Vor allem im Großraum Nordhausen werden noch immer alte Bomben gefunden, deren Entschärfung regelmäßig mit aufwendigen Evakuierungen der betroffenen Stadtviertel verbunden ist. Die Stadt im Norden Thüringens war im April 1945 von den Alliierten aus der Luft angegriffen und dabei massiv zerstört worden.
Zudem werden nach Angaben des Landesverwaltungsamtes vereinzelt auch an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, dem heutigen «Grünen Band», noch immer alte Munition oder Sprengmittel aus der Zeit des Kalten Krieges gefunden. Die ehemalige Grenze war zu DDR-Zeiten stark vermint worden, laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vor allem in den 1970er-Jahren. Obwohl das Areal seit 1985 offiziell als minenfrei gelte, seien in den Nachfolgejahren immer wieder Minen dort gefunden worden. Vor einigen Jahren hieß es in einer Broschüre des BUND, der Verbleib von etwa 33 000 im Kalten Krieg verlegten Minen entlang der innerdeutschen Grenze sei ungeklärt.
Millionen Euro für Beseitigung
Die Kosten für die Beseitigung alter Kampfmittel trägt dem Landesverwaltungsamt zufolge meist der Bund, wie die Sprecherin des Landesverwaltungsamtes sagte. Im Jahr 2023 hätten die Ausgaben dafür bei etwa 1,4 Millionen Euro gelegen, so die Sprecherin. In den beiden Vorjahren waren es jeweils etwa 3 Millionen Euro. Probleme oder gar Schäden bei der Kampfmittelbeseitigung habe es im vergangenen Jahr nicht gegeben.
Wer alte Munition findet oder vermutet, darauf gestoßen zu sein, sollte die Fundstelle so weit wie möglich sichern und Polizei oder eine andere Ordnungsbehörde umgehend informieren, rät das Landesverwaltungsamt. Die Funde sollten auf keinen Fall berührt oder gar bewegt werden.
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